| |

Scheinfasten – Was ist das? Und wie funktioniert die Scheinfastenkur?

In so gut wie allen Kulturen und Ländern der Welt hat das Fasten eine lange Tradition. Vor allem im religiösen Bereich kommt ihm ein wichtiger Stellenwert zu. Ob Christentum, Buddhismus oder Islam: Wenn es ums Fasten geht, hat jede Religion ihre eigenen Bräuche. Auch unser heutiges Verständnis vom Fasten hat weitgehend kirchliche Wurzeln, wurde es doch von dem für seine Wasserkuren berühmt gewordenen Pfarrer Kneipp im 19. Jahrhundert als Heilmethode eingeführt. Im 20. Jahrhundert entwickelte der deutsche Arzt Otto Buchinger das Konzept des Heilfastens, zu dem neben dem Verzicht auf feste Nahrung auch Darmeinläufe gehören. Praktisch ist diese Art des Fastens demnach nicht. Da eine typische Heilfastenkur zwei bis vier Wochen dauert, kann sie nur sehr schwer mit den Anforderungen des Alltags in Einklang gebracht werden.

Die moderne Antwort auf das traditionelle Fasten ist das sogenannte Scheinfasten. Im Englischen wird die Methode als „Fasting mimicking diet“ bezeichnet. Entwickelt wurde sie von dem Gerontologen Prof. Dr. Valter Longo, der jahrelang im Labor des berühmten Altersforschers Roy Walford tätig war. Walford setzte sich für eine geringe und hochwertige Nahrungszufuhr ein. Longo übernahm den Ansatz seines Mentors und begründete das Scheinfasten.

Scheinfasten Anleitung - So geht die Scheinfastenkur

Scheinfasten: Was ist das?

Im Gegensatz zum traditionellen Fasten wird beim Scheinfasten nicht gänzlich auf feste Nahrung verzichtet. An fünf Tagen in der Woche wird die Nahrungsaufnahme jedoch stark gedrosselt, wobei der erste dieser fünf Tage sozusagen als Übergangstag gilt – die Kalorienzufuhr ist also etwas höher als an den restlichen vier Tagen. An den fünf „Fastentagen“ nimmt man ausschließlich eine gezielte Auswahl und Zusammenstellung von Lebensmitteln zu sich. Dadurch wird der Fastenzustand simuliert, obwohl man täglich isst. So kann man sich die positiven Effekte des Fastens zunutze machen, ohne dass man den Darm entleeren oder Hunger leiden muss, wie etwa beim Wasserfasten.

Welche Vorteile hat Scheinfasten?

Scheinfasten hat zahlreiche positive Effekte, die sich in vier Kategorien einteilen lassen:


  • GEWICHT – Scheinfasten hilft bei der Gewichtsreduktion und erhält gleichzeitig Knochen- und Muskelmasse. Vor allem das hartnäckige Bauchfett lässt sich mit der Methode meist gut reduzieren.
  • STOFFWECHSEL – Scheinfasten trägt bei gesunden Menschen dazu bei, den Stoffwechsel auf einem guten Level zu halten. Bei bereits vorhandenen Risikofaktoren wie erhöhtem Blutdruck, Blutzuckerwerten, Cholesterinwerten oder Entzündungsmarkern kann Scheinfasten helfen, die Stoffwechselgesundheit zu optimieren.
  • ANTI-AGING FÜR DIE ZELLEN – Durch Scheinfasten wird die Autophagie angeregt. Das unterstützt das Zellrecycling und die Zellerneuerung im Körper.
  • MENTALE KRAFT – Scheinfasten kann dabei unterstützen, den mentalen Fokus und die mentale Kraft zu festigen, um eine nachhaltige Verhaltensänderung hin zu einer gesünderen Ernährungs- und Lebensweise zu erwirken.

Wer darf Scheinfasten?

Das Scheinfasten ist für alle Bevölkerungsgruppen geeignet – mit einigen Ausnahmen: Schwangere und stillende Frauen, Kinder sowie Menschen mit Untergewicht oder sehr geringer Muskelmasse sollten auf eine Scheinfastenkur verzichten. Wer an einer chronischen Krankheit leidet oder älter als 70 Jahre ist, sollte den Rat eines Arztes einholen.

Scheinfastenkur Anleitung

Wie viele Kalorien darf man beim Scheinfasten essen?

Bei der Scheinfastenkur nimmt man am ersten Tag 1000-1100 Kalorien zu sich, an den anderen vier Tagen 700 bis 800 Kalorien. Auch bei der Zusammensetzung der Nährstoffe während der 5 Tage sollte man folgende Richtwerte beachten:

Welche Lebensmittel darf man beim Scheinfasten essen?

Beim Scheinfasten werden Lebensmittel tierischen Ursprungs wie Eier, Milchprodukte, Fisch und Fleisch vom Speiseplan gestrichen. Auch Zucker und Süßstoffe haben an diesen Tagen auf dem Teller nichts zu suchen. Erlaubt sind kohlenhydratarmes Obst und Gemüse wie Beeren, Brokkoli, Blumenkohl usw. Ebenso Nüsse und Saaten wie Macadamia- oder Pekannüsse und Chiasamen – kombiniert mit Olivenöl oder Kokosöl und Kokosmilch.

Scheinfasten – Mein Kochbuch mit leckeren Rezepten und Plänen

Was darf man beim Scheinfasten trinken?

Man sollte über den Tag verteilt mind. 2-3 l Flüssigkeit trinken und zwar Wasser, Fruit Infused Water (z. B. mit einer Zitronen- oder Limettenscheibe), ungesüßten Tee oder Kaffee schwarz, also ohne Milch oder Kaffeesahne.

Wie lange dauert das Scheinfasten?

Das Scheinfasten dauert fünf Tage. Für viele mag sich dies als sehr lang anhören, doch die Dauer hat ihre guten Gründe: Nach etwa zwei bis drei Tagen schaltet der Körper in den Fastenmodus um. Und das ist ja genau das, was beim Scheinfasten angestrebt wird. Laut Professor Prof. Dr. Longo sind fünf Tage optimal, um die Selbsterneuerung der Zellen zu aktivieren.

Wie oft darf man Scheinfasten?

Wie oft man Scheinfasten möchte, hängt in der Regel von den eigenen Bedürfnissen ab. Auf jeden Fall ist es nicht empfehlenswert, mehr als einmal pro Monat zu fasten. Um die positiven Effekte langfristig zu sichern, empfiehlt es sich, gerade am Anfang das Scheinfasten 3 Monate lang jeden Monat zu wiederholen und insgesamt 1-6 Scheinfastenkuren im Jahr durchzuführen. Es bleibt also jeder Person überlassen, wie oft sie/er scheinfasten möchte.

Was kann man tun, um sich während der Scheinfastentage vom Essen abzulenken?

Hier ein paar Ideen, wie man sich vom Essen bzw. bei auftretendem Hunger ablenken kann:

  • Meditieren
  • Spaziergänge an der frischen Luft
  • leichtes Workout
  • Tagebuch führen bzw. Gedanken aufschreiben
  • mit einem Freund/Bekannten oder einer Freundin/Bekannten treffen
  • ein Buch lesen
  • Musik hören
  • Entspannungsbad nehmen
  • Gesichtsmaske auftragen
  • Duftlampe mit ätherischen Ölen wie z. B. Vanille oder Lavendel anzünden

So geht Scheinfasten – Mit der Infografik alles auf einen Blick:

Scheinfasten - Infografik - So geht die Scheinfastenkur

Wie geht es nach den 5 Tagen Scheinfasten weiter?

Der sechste Tag sollte ein Aufbautag sein. Optimal für den Tag nach der Scheinfastenkur sind drei Mahlzeiten, die jeweils ca. 20 bis 30 g Eiweiß aufweisen. Die Kalorienmenge sollte noch etwas reduziert bleiben (max. 1800 kcal), damit die Verdauung nicht gleich überfordert wird. Auch bei Kohlenhydraten lieber noch etwas zurückhalten. Ab dem siebten Tag gibt es keine Einschränkungen, aber viel Potenzial für eine rundum bessere Ernährungsweise!

Entdecke mit diesen 3 Rezepten, wie lecker und einfach Scheinfasten sein kann

Kohlrabisalat Rezept für die Scheinfastenkur

Kohlrabisalat Rezept – ideal zum Scheinfasten und als leckerer Beilagensalat

Dieser köstliche Kohlrabisalat ist erfrischend, knackig und super einfach zubereitet. Perfekt für eine gesunde und leichte Mahlzeit. Auch ideal für die Scheinfasten-Tage geeignet.
Brokkolisalat Rezept zum Scheinfasten, aber auch lecker auf dem Partybuffet, z. B. zum Grillen

Brokkolisalat zum Scheinfasten – aber auch ein saftiger Salat zum Grillen oder für’s Partybüffet

Dieser Brokkolisalat wird komplett roh zubereitet – alle Zutaten, einschließlich des Brokkolis, bleiben ungekocht. Ein super saftiger Salat und eine wahre Vitaminbombe, die mit ihrem köstlichen Geschmack punktet!
Weißkohlsuppe Rezept zum Scheinfasten

Weißkohlsuppe zum Scheinfasten – eine sättigende Suppe mit vielen Ballaststoffen und Vitamin C

Diese ballaststoffreiche Weißkohlsuppe ist ein tolles Rezept (nicht nur) für deine Scheinfastenkur. Vegan und kalorienarm – diese Weißkohlsuppe ist ein wahrer Stoffwechsel-Booster. Durch den hohen Ballaststoffgehalt bleibst du lange satt und fühlst dich energiegeladen.

Beitragsbilder: © puhhha- Getty Images // bit245 – Getty Images

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert